Was ist Inflation und wie wirkt sie sich auf uns aus?

Inflation ist das Wort, das wir verwenden, wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum steigen. Diese Veränderung bedeutet, dass die Kaufkraft des Geldes abnimmt: Das Geld verliert an Wert, da für dieselbe Menge Geld weniger Güter gekauft werden können.
Wie wird die Inflation gemessen?
In Deutschland nutzt das Statistische Bundesamt den sogenannten Verbraucherpreisindex (VPI), um die Inflation zu messen. Dabei wird die Preisentwicklung eines festgelegten „Warenkorbs“ überwacht, der rund 700 verschiedene Waren und Dienstleistungen abdeckt – von Lebensmitteln bis hin zu Mieten. Steigt der Preis des Warenkorbs im Vergleich zum Vorjahr, spricht man von einer positiven Inflationsrate.
Ursachen der Inflation
Inflation kann verschiedene Ursachen haben. Häufige Treiber sind:
- Nachfragebedingte Inflation: Wenn die Nachfrage nach Produkten steigt, die Angebotsmenge jedoch begrenzt bleibt, steigen die Preise.
- Kosteninduzierte Inflation: Höhere Produktionskosten, etwa durch gestiegene Rohstoffpreise oder höhere Löhne, werden oft an die Verbraucher weitergegeben.
- Geldmengeninflation: Wenn die Geldmenge schneller wächst als die Wirtschaftsleistung, verliert das Geld an Wert, was die Preise in die Höhe treibt.
Aktuelle Inflationslage
Im September 2024 lag die Inflationsrate in Deutschland bei +1,6 %. Diese moderate Rate stellt eine Verlangsamung im Vergleich zu den letzten Jahren dar, in denen die Inflation teilweise deutlich höher ausfiel, unter anderem durch außergewöhnlich hohe Energiekosten. Die rückläufigen Energiepreise haben zuletzt eine dämpfende Wirkung auf die Inflation ausgeübt, auch wenn Dienstleistungen weiterhin teurer geworden sind.
Kritik an der Berechnung und „geschönter“ Inflation
Die offizielle Inflationsrate steht seit Jahren in der Kritik, „geschönt“ zu sein und das tatsächliche Ausmaß der Preissteigerungen nicht vollständig zu erfassen. Kritische Stimmen heben hervor, dass der Verbraucherpreisindex oft die Realität vieler Haushalte nicht treffend widerspiegelt. Zu den häufigsten Kritikpunkten gehören:
- Unzureichende Abbildung von Wohnkosten: Während die Mietpreise in vielen Städten explodieren, nehmen diese Kosten in der Inflationsberechnung nur einen begrenzten Raum ein. Immobilienpreise selbst werden kaum berücksichtigt, was das Bild verzerrt.
- Veränderung des Warenkorbs: Der Warenkorb, der die Güter und Dienstleistungen umfasst, verändert sich regelmäßig. Teurere Produkte werden oft durch günstigere Alternativen ersetzt. Kritiker argumentieren, dass dies die Kaufkraftverluste verfälscht, da notwendige Anpassungen im Lebensstandard verschleiert werden.
- „Hedonische“ Anpassung: Neue Produkte werden in den Index aufgenommen, alte fallen heraus. Die Methode der „hedonischen Anpassung“ versucht zudem, Qualitätsverbesserungen preislich abzuschätzen und den Preisfaktor dadurch zu mindern. Dies führt aber auch dazu, dass Preiserhöhungen kleiner dargestellt werden, als sie für Konsumenten tatsächlich sind.
- Unberücksichtigte Alltagsausgaben: Zahlreiche alltägliche Ausgaben, die stark gestiegen sind – von Versicherungsbeiträgen über Mobilitätskosten bis hin zu Gebühren für Bankdienstleistungen –, fließen teils nur am Rand in die Berechnung ein. Der Preisauftrieb wird daher als weniger dramatisch abgebildet, als viele Haushalte ihn erleben.
Inflation als Mittel zur Staatsentschuldung und ihre Profiteure
Inflation dient dem Staat oft als Mittel zur indirekten Entschuldung. Wenn der Wert des Geldes sinkt, wird auch der reale Wert der staatlichen Schulden reduziert. Dies bedeutet, dass Staaten in der Lage sind, ihre Schulden im Laufe der Zeit mit „entwertetem“ Geld zu begleichen, was ihnen die Schuldenlast relativ betrachtet verringert. Auf diese Weise können Staaten Inflation nutzen, um ihre Finanzlage zu stabilisieren – auf Kosten der Kaufkraft der Bürger.
Von dieser indirekten Entschuldung profitieren insbesondere:
- Staaten und Regierungen, die ihre Schuldenlast reduzieren können.
- Verschuldete Unternehmen und Haushalte, da auch deren reale Schuldenlast durch die Entwertung des Geldes sinkt.
- Anleger in Sachwerten wie Immobilien oder Aktien, die ihre Vermögenswerte häufig besser vor Inflation schützen können als Sparer, die nur Bargeld oder Sparguthaben besitzen.
Diese Mechanismen zeigen, dass Inflation ein zweischneidiges Schwert ist: Während Schulden entwertet werden, leiden die Sparer unter dem Kaufkraftverlust, was letztlich die finanzielle Situation vieler Haushalte belasten kann.
Fazit und Ausblick
Inflation bleibt ein Thema, das jeden betrifft. Auch wenn sich die Inflation aktuell in Deutschland verlangsamt hat, bleibt die Preisstabilität ein wichtiges Ziel für die Geldpolitik. In den kommenden Monaten wird vor allem die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise ausschlaggebend sein. Für viele stellt sich die Frage, wie sie mit den möglichen Preissteigerungen umgehen können und welche Auswirkungen dies langfristig auf ihre Finanzen haben wird.